Sind gesunde Zähne eine Frage der Gene?

Frühzeitiger Haarausfall, Akne oder auch die Tendenz zu starkem Schwitzen: Viele körperliche Phänomene, die häufig von Betroffenen selbst als auch von der Umgebung als unangenehm empfunden werden, gehen auf eine genetische Veranlagung zurück und lassen sich nur kaschieren, nicht jedoch verhindern. Hier stellt sich doch die Frage, ob dies auch auf die Zahngesundheit zutrifft.

Eine schlechte Zahngesundheit schadet dem Betroffenen häufig nicht nur direkt, sondern auch indirekt. Direkte Beeinträchtigungen entstehen etwa durch Schmerzen sowie Einschränkungen beim Essen oder Sprechen. Indirekte negative Auswirkungen zeigen sich oft im sozialen Umfeld, denn schlechte Zähne werden mit einer mangelhaften Zahn- und Mundhygiene in Verbindung gebracht. Es herrscht in der Gesellschaft daher der Grundtenor: Wer schlechte Zähne hat, ist selbst daran schuld.

Aber liegt die Zahngesundheit tatsächlich vollständig in unserer eigenen Verantwortung, oder spielen hier auch genetische Faktoren eine Rolle? Viele Krankheiten sind vererbbar, und nicht zuletzt wird unser Aussehen durch den Genpool bestimmt. Inwieweit trifft dies auch auf die Zahn- und Mundgesundheit zu? Sind manche Menschen mit guten Zähnen gesegnet, ohne viel dafür tun zu müssen, während wiederum andere selbst durch penibelste Fürsorge rund um Zähne und Mund mit Karies und Co. zu kämpfen haben?

Dr. Miketta, Ihr Zahnarzt in Frankfurt Bergen-Enkheim, erklärt: Unser Erbgut kann zwar für bestimmte Zahnprobleme günstigere oder weniger günstige Bedingungen schaffen. Ob es aber tatsächlich zu Karies oder Zahnfleischentzündungen kommt, liegt an unserem Verhalten.

Karies

Karies kann nur durch Bakterien entstehen. Sie verstoffwechseln Nahrungsreste (Zucker aus Kohlenhydraten) und bilden als Abfallprodukt Säure, welche den Zahnschmelz angreift und dadurch kariöse Löcher verursacht. Karies entsteht also durch zwei primäre Faktoren, nämlich durch kariesverursachende Bakterien in Kombination mit mangelnder Zahnhygiene, wenn Speiserückstände nicht gründlich entfernt werden. Beide Faktoren können durch unser Verhalten gezielt reguliert werden. Die Genetik spielt hier streng genommen keine Rolle.

„Streng genommen“ deshalb, weil die Stärke des Zahnschmelzes durchaus erblich vorgegeben sein kann. Daraus folgt, dass Menschen mit einer Prädisposition zu schwachem Zahnschmelz im Vergleich zu Personen mit stärkerem Zahnschmelz bei exakt gleicher Zahnpflege leichter von Karies betroffen sein können. Allerdings nur dann, wenn die Zahnhygiene nachlässig behandelt wird.

Parodontitis

Was hingegen schon eher bzw. stärker durch die Genetik bestimmt sein kann, ist die Anfälligkeit für Parodontitis. Ausgelöst wird diese Erkrankung durch bakterielle Plaque, doch die körpereigene Immunabwehr bestimmt maßgeblich, ob es zu einer Entzündungsreaktion kommt. Die Stärke des Immunsystems wiederum ist zum großen Teil genetisch bedingt. Eine Parodontitis kann jedoch auch bei einem schwachen Immunsystem durch eine sorgfältige Zahnhygiene und regelmäßige Prophylaxeuntersuchungen vermieden werden.

Zahnhygiene und Prophylaxe sind das A und O

Die Gene, die unsere Eltern, Großeltern und Vorfahren uns mitgeben, können hier und da dafür verantwortlich sein, dass wir stärker oder weniger stark zu bestimmten Zahnproblemen neigen. Es ist allerdings keinesfalls so, dass wir vollkommen machtlos in Bezug auf die eigene Zahngesundheit sind. Dentale Erkrankungen werden keinesfalls allein durch erbliche Faktoren vorbestimmt oder gar ausgelöst: Unsere Gene können allenfalls für Karies oder Parodontitis günstigere oder eben weniger günstige Rahmenbedingungen stellen. Wie gesund unsere Zähne sind, liegt letzten Endes aber zweifelsfrei in unserer eigenen Hand. Und das wortwörtlich, denn die Zahngesundheit hängt davon ab, wie oft und wie lange sich eine Zahnbürste in unserer Hand befindet. Regelmäßige Zahnarztbesuche zählen aber selbstverständlich auch zu wesentlich mächtigeren Werkzeugen für schöne, gesunde Zähne als die erbliche Veranlagung.

Auch Verhaltensweisen können vererbt werden – aber nicht genetisch

Wie Sie sehen, bestimmt schlussendlich unser Verhalten die Gesundheit unserer Zähne. Allerdings können Gewohnheiten der Zahnhygiene auch in einer gewissen Art und Weise „vererbt“ werden. Unsere Eltern sind in der Regel diejenigen, die uns zeigen, wie und wie oft wir uns die Zähne putzen sollten. Sie bestimmen vor allem im Kindes- und Heranwachsendenalter ebenfalls, was zum Essen auf den Tisch kommt. Zugleich haben die Eltern eine Vorbildfunktion: Sind sie eher nachlässig beim Zähneputzen, gibt es häufig Süßigkeiten oder zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke und ist der Besuch beim Zahnarzt noch dazu eine echte Rarität, so übernehmen die Kinder diese Gewohnheiten in der Regel.

Doch selbst das darf keine „Entschuldigung“ für mangelnde Zahnpflege sein: Als erwachsene Person entscheiden wir Tag für Tag selbst, in welchem Umfang wir uns unserer Zahngesundheit widmen und sind daher auch selbst dafür verantwortlich. Nur kleine Kinder können es nicht besser wissen – umso wichtiger ist es, dass Eltern verantwortungsvoll mit dem Thema umgehen und Ihren Kindern ein gutes Vorbild sind.