Ist Zucker in Obst schädlich für die Zähne?

„An apple a day keeps the doctor away” – oder etwa doch nicht? Nach diesem bekannten Spruch braucht es nur einen Apfel am Tag, um nicht zum Arzt zu müssen, um also gesund zu bleiben. Schon früh in unserer Kindheit lernen wir, dass Obst gut für uns ist. Schokolade, Kekse oder Bonbons hingegen gelten aufgrund des hohen Zuckergehalts als ungesund, insbesondere für die Zähne. Denn, so wird es uns schon in Kindertagen nahegelegt, Zucker verursacht Löcher in den Zähnen, also Karies. Dabei mussten uns unsere Eltern zum Snacken von Früchten wie Äpfeln, Bananen, Trauben oder Beeren aber vermutlich nicht so sehr überreden wie etwa zum Aufessen des Gemüses auf dem Speiseteller. Schließlich schmeckt Obst süß – es sind quasi die Süßigkeiten von Mutter Natur. Die Süße kommt von der im Obst enthaltenen Fruktose. Fruktose ist der Fachbegriff für Fruchtzucker, bezeichnet damit also auch eine Art von Zucker. Aber ist Fruchtzucker weniger schädlich für die Zähne als industrieller Zucker?

Statt Limonade lieber Fruchtsaft, statt Weißzucker lieber Honig zum Süßen: Diese Ernährungsentscheidungen gelten als zahngesunde Alternativen. Die Idee: Der in Obst und Honig natürlich enthaltene Fruchtzucker ist gesünder und weniger schädlich für die Zähne als beispielsweise industriell gewonnener Rohrzucker. Dabei handelt es sich aber um einen Mythos.

Fruchtzucker und Zahngesundheit

Bei allen Zuckervarianten, die Sie an der Endung -ose im Fachbegriff erkennen (z. B. Fruktose, Laktose, Glukose), handelt es sich um Kohlenhydrate. Kohlenhydrate bestehen aus verschieden vielen Zuckermolekülen. Aus je weniger Zuckerbausteinen ein Kohlenhydrat aufgebaut ist, umso süßer schmeckt es. Fruchtzucker ist ein Einfachzucker, Haushaltszucker ist ein Zweifachzucker. Bei herkömmlichem Kristallzucker handelt es sich also um Verbindungen aus zwei Molekülen Fruchtzucker. Chemisch gesehen sind es also die gleichen Bestandteile, bloß in anderer Zusammensetzung. Entsprechend ergeben sich für beide Zuckervarianten die gleichen Implikationen für die Zahngesundheit. Das heißt: Die Bakterien, die sich in Zahnbelägen befinden, unterscheiden nicht zwischen Fruchtzucker und Haushaltszucker. Beide Zuckerarten werden in Säuren umgewandelt, die den pH-Wert im Mund senken. In der Konsequenz lösen sich Mineralien aus dem Zahnschmelz. Dieser kann dann brüchig oder auch gänzlich zerstört werden – der natürliche Schutzwall der Zähne wird also geschädigt.

Auf Obst verzichten?

Auch, wenn es kariesfördernden Bakterien schlichtweg egal ist, ob sie ihre „Nahrung“ nun aus Einfachzucker oder Zweifachzucker beziehen, ob sie also den Zucker aus einem Apfel oder aus einem Stück Schokolade in die zahnschmelzschädigende Säure verstoffwechseln, müssen Sie nicht auf Obst verzichten. Auch ist es dadurch nicht vollkommen gleichgültig, ob Sie beim Hunger auf etwas Süßes zum Obstteller oder in den Süßigkeiten-Schrank greifen. Denn frische Früchte enthalten nicht nur Fruchtzucker, sondern auch viele wichtige Vitamine und Mikronährstoffe. Und die sind sehr wichtig für ein starkes Immunsystem und damit für die Gesundheit – auch für die Zahngesundheit. Außerdem bringen insbesondere kauintensive Früchte, wie beispielsweise Äpfel oder Birnen, Vorteile für die Zähne mit sich. Durch das kräftige Zubeißen und Kauen wird der Speichelfluss angeregt, welcher wiederum den pH-Wert im Mund neutralisiert. Weiterhin kann durch das Beißen in härteres Obst sowie auch hier beim Kauen Zahnbelag an der Zahnoberfläche entfernt werden. Den Griff zur Zahnbürste ersetzt der Genuss eines Apfels deshalb allerdings nicht.

Fazit: Lieber Obst statt Schokolade, aber auch hier in Maßen und in Begleitung eines zahngesunden Lebensstils

Der Gehalt an Fruktose in Obst ist also keineswegs ein Grund, auf Apfel, Aprikose oder Ananas zu verzichten. Das Obst liefert zahlreiche Nährstoffe, die der allgemeinen ebenso wie der Mund- und Zahngesundheit zuträglich sind. Sie müssen übrigens ebenso wenig auf Schokoriegel, Gummibärchen oder Bonbons verzichten. Bei gemäßigtem Verzehr und in Verbindung mit einer ausführlichen Zahnhygiene und regelmäßigen Prophylaxe-Untersuchungen beim Zahnarzt sind Naschereien erlaubt. Nichtsdestotrotz liefern aber zuckerhaltige Süßigkeiten – anders als Obst – kaum gesundheitsförderliche Nährstoffe, weshalb im Zweifel der Apfel immer eine bessere Wahl ist als das Stück Schokolade.