Mindestens zweimal am Tag die Zähne putzen – für die meisten von uns nicht nur eine Regel, die wir seit der Kindheit verinnerlicht haben, sondern auch gewissenhafte tägliche Praxis. In der Regel putzen wir morgens nach dem Aufstehen und abends vor dem Schlafengehen – doch sind beide ‚Reinigungstermine‘ für die Zahngesundheit von gleicher Bedeutung oder fällt einer gegebenenfalls stärker ins Gewicht als der andere? Hier kann Dr. Miketta aufklären: Das Zähneputzen vor dem Zubettgehen ist fraglos die wichtigste Zahnreinigung des Tages.
Nachts sind Zähne anfälliger
Fast jeder hat sich schon einmal in der Situation befunden, die abendliche Zahnpflege aufgrund von Zeitmangel oder einfacher ‚Unlust‘ ausfallen zu lassen. Insbesondere Männer machen sich dieser kleinen Zahnputz-Sünde schuldig: Befragungen zufolge bleibt bei jedem Vierten die Zahnbürste abends häufiger trocken. Bedauerlicherweise lässt sich diese Vernachlässigung der Zähne am Abend nicht durch eine besonders engagierte Reinigung am nächsten Morgen ausgleichen. Denn nachts sind Zähne und Zahnfleisch besonders schutzlos den Angriffen von Säuren und Bakterien ausgeliefert. Diesem nächtlichen Schaden lässt sich am nächsten Morgen nicht mehr entgegenwirken.
Der Grund für die höhere Angreifbarkeit der Zähne in den Nachstunden: Im Schlaf ist der Speichelfluss reduziert und kann so entscheidende Schutzfunktionen nicht im gleichen Maße erfüllen wie tagsüber. Denn Speichel durchspült kontinuierlich die Mundhöhle, neutralisiert im Zuge dessen entstehende Säuren und remineralisiert den Zahnschmelz. Zudem verfügt der Speichel über antibakterielle Eigenschaften und sorgt so für eine ausgewogene Mikroflora in der Mundhöhle.
Dieser natürliche Schutz fehlt während des Schlafes – das macht die Zähne nachts weniger widerstandfähig gegen Säure, und die Mundhöhle anfälliger für die Besiedelung mit Bakterien. Schlafen mit offenem Mund verstärkt aufgrund der entstehenden Mundtrockenheit diesen Effekt noch zusätzlich. Aus diesem Grund ist eine gründliche Reinigung vor dem Zubettgehen wichtiger als zu jedem anderen Zeitpunkt des Tages.
Vorsicht nach säurehaltigen Lebensmitteln
Nach dem Essen Zähneputzen nicht vergessen – so lautete eine Zahnpflegeregel aus der Kindheit vieler. Auch wenn Zahnärzte heute durchaus eine zweimalige Zahnreinigung für ausreichend erachten, kann Putzen nach jeder Mahlzeit doch nicht schaden, oder?
Zwar wäre eine Zahnreinigung in der Früh sowie mittags und abends eigentlich optimal – aber im Hinblick auf das Timing gilt es eine Regel zu beachten. Denn direkt im Anschluss an die Mahlzeit ist nicht unbedingt der ideale Reinigungszeitpunkt für die Zahngesundheit, nach bestimmten Lebensmitteln kann das Zähneputzen dann sogar mehr schaden als nutzen. So gilt eine Wartezeit von 30 Minuten als empfehlenswert, vor allem nach dem Verzehr von säurehaltigen Getränken oder Nahrungsmitteln wie Obst und Fruchtsäften. Denn die Säure aus diesen Lebensmitteln greift den Zahnschmelz an, sodass diese wichtige Schutzschicht beim unmittelbaren Putzen Schaden nehmen könnte. Die 30-minütige Wartezeit gibt dem Speichel Gelegenheit, die Säure zu neutralisieren.